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Die Schussempfindlichkeit – Hund

Rhodesian Ridgeback

UPdate 16. März 2015 / Schussempfindlichkeit


 

Die Schussempfindlichkeit, eine Lehrmethode von Paul Kufner 

 

Rhodesian Ridgeback

Es gibt eine Menge Ursachen, warum der Hund beim Schießen empfindlich oder gar ängstlich reagiert. Nicht immer ist es möglich die Ursachen zu ergründen. Ein vom Naturell her robuster Hund wird auf starke akustische Reize nicht so empfindsam reagieren wie ein feinfühliger, sensibler Hund. Doch kann es auch beim robusten Hund vorkommen, dass er durch plötzliche Einwirkung (schlechte Erfahrung) in Verbindung mit außergewöhnlichen akustischen Geräuschen (Knall) ängstlich reagiert. Beim sensiblen Hund ist diese Gefahr natürlich noch viel größer. Ich will nur auf Fehler hinweisen, die während der Ausbildung in Verbindung mit dem Schuss oftmals gemacht werden. Beispiele: Die Leinenführigkeit wird dem Hund gelehrt. Bei dieser Übung wird ja der Hund öfter geruckt, um ihm das Fußgehen zu lehren. Wird auf dem Hundeplatz geschossen, so kann es sein, dass zufällig der Leinenruck und Knall zusammenfallen. Der Hund erschrickt und will weg. Es wird darum noch energischer auf ihn eingewirkt. Schon kann eine unliebsame Verknüpfung Knall und körperliches Unbehagen beim Hund stattgefunden haben. Beim nächsten Schuss reagiert er schon ängstlich, und jede weitere Einwirkung beim Schießen macht ihn nur noch ängstlicher. Ein anderer Fall: Der Hund lernt das Ablegen (Platzmachen). Gerade zum Lernen dieser Disziplin ist eine härtere Einwirkung auf den Hund vielfach notwendig. Der Hund steht somit schon unter einem gewissen Stress. Er würde, da er das Ablegen ja noch nicht beherrscht, jede sich bietende Gelegenheit wahrnehmen .- So zum Beispiel auch beim akustischen Reiz des Schusses. Fälschlicherweise wird vielfach dann sofort hart auf den Hund eingewirkt, was ihn unter Umständen sofort verknüpfen läßt, nach dem Schuß geht es mir schlecht, also will er sich dieser Einwirkung entziehen. Aus Unerfahrenheit wird in dieser Situation noch härter auf den Hund eingewirkt, um ihn zum Liegenbleiben zu zwingen. Die Folge davon kann sein, dass der Hund überhaupt nicht mehr abgelegt werden kann; auch nicht mehr, wenn nicht geschossen wird. Vielfach reagiert er dann so ängstlich, dass er nur mit Gewalt auf den Übungsplatz gebracht werden kann. Wie aber kann man wieder eine Schussverknüpfung beim Hund erreicht werden? Sollten wir nicht wissen, wo unser Hund eine schlechte Erfahrung mit dem Knall gemacht hat, müssen wir ihm die Ungefährlichkeit dieses Geräusches veranschaulichen. Man kann beim Spazierengehen öfter selber schießen oder auch von einer anderen dem Hund bekannten Person schießen lassen. Doch immer nur, wenn genügend Distanz zwischen Hund und der schießenden Person ist (anfangs mehr wie 50 Meter). Läuft er zu uns, wenn wir oder eine andere Person schießen, so spielen wir mit ihm und loben ihn, beruhigen ihn. Die Gewöhnung an das Schießen auf dem Übungsplatz ist recht schwer, wenn dort die negative Einwirkung während des Schießens stattgefunden hat. Am besten wird der Hund zu Anfang in einer gewissen Entfernung vom Platz angeleint und in Ruhe gelassen. Auch der Hundeführer darf dabei während des Schießens  auf dem Übungsplatz weder positiv noch negativ auf ihn einwirken. So bekommt der Hund die Schussgeräusche vom Platz her zwar mit, lernt aber, daß ihm dabei nichts Unangenehmes geschieht, da keinerlei Einwirkung auf ihn erfolgt. Wenn sich der Hundeführer auch noch in der Nähe des Hundes aufhält (nur 10 Schritte von ihm entfernt), wird er sich nach anfänglicher Ängstlichkeit beruhigen und sich langsam an die Schussgeräusche auf dem Übungsplatz gewöhnen. Mehrere Übungsstunden an verschiedenen tagen sind dazu notwendig. Nach und nach wird der Hund näher bei der Geräuschquelle angeleint. Immer aber noch ohne jede Einwirkung. Unter Umständen kann es sehr lange dauern, bis er ohne Widerstreben auf den Übungsplatz mitgeht. Er wird dann dort angeleint, am besten in einer Ecke, wo er sich sicher fühlen kann. Recht gut eignet sich ein Versteck, wie es beim Schutzdienst Verwendung findet. Auch wäre gut, wenn die Sonne scheinen würde, es also sehr warm wäre. Der Hund wird so an das Versteck angeleint, dass er sich in dieses zurückziehen kann.  Das Versteck sollte so stehen das die Sonne direkt rein scheint. Der Schatten sollte außerhalb des Versteckes sein. Recht bald wird der Hund durch die Sonneneinwirkung müde und auch apathisch werden und damit auch weniger empfindlich gegen die Schussgeräusche auf dem Übungsplatz. Wenn es ihm dann im Versteck zu warm wird, begibt er sich ganz von selbst in den Schatten des Versteckes. Dort kann er ruhig 2- 3 Stunden ungestört liegen und den gesamten Übungsbetrieb mit Schießen über sich ergehen lassen. In der ganzen Zeit darf aber keine Einwirkung erfolgen. Der Hundeführer sollte sich aber immer in der Nähe des Hundes aufhalten- sichtbar für den Hund. Das nächste Mal wird der Hund wieder am gleichen Platz angeleint und während des Übungsbetriebes in Ruhe gelassen. Meistens geht er nach einigen Übungstagen schon gerne mit zu diesem Platz, der für ihn Ruhe und Sicherheit bedeutet. Nach dieser Phase kann der Hund dann schon an diesem Platz im Schatten des Versteckes auf Kommando abgelegt werden, bleibt aber immer noch angeleint. Wird auf Kommando abgelegt, so bleiben wir bei ihm stehen. Jetzt können wir ihn auch schon, während geschossen wird, mit Worten beruhigen. Bleibt er während des Schießens liegen, so treten wir ab und zu an ihn heran und streicheln ihn. Dabei sprechen wir beruhigend auf ihn ein. Beherrscht der Hund das Ablegen an der Leine auf diesen Platz sicher, so legen wir ihn dort auch ohne Leine ab. Die Leine lassen wir in ihrer Länge ( 2 Meter ) bei ihm liegen. Wir entfernen uns diese 2 Meter Leinenlänge von ihm und bleiben so stehen, dass wir mit dem Gesicht zu ihm schauen. Bleibt  der Hund in dieser Stellung während des Schießens liegen, so gehen wir alle 2 Minuten zu ihm, sprechen beruhigend auf ihn ein und loben ihn spürbar, indem wir ihn streicheln. Anschließend geben wir nochmals das Kommando Platz und treten Leinenlänge von ihm weg. Nachdem wir ihn abgeholt haben, spielen wir mit ihm auf dem Platz. Er sollte in dieser Phase nicht länger als höchstens 10 Minuten abgelegt werden. Das nächste Mal wird der Hund schon auf einen Platz gelegt. Wieder nur ca. 10 Minuten lang. Wir bleiben in seiner Nähe, die Leine lassen wir nun nicht mehr bei ihm liegen.- Es wird nicht geschossen. Sollte er nicht liegenbleiben, so kann auch wieder mit Kommando Platz auf ihn eingewirkt werden. Die Einwirkung muß aber schon erfolgen, bevor er sich von dem Platz entfernt hat; also gleich, wenn er aufstehen möchte. Er muss darum auch beim Liegen genau beobachtet werden. Nach dem Abholen spielen wir auf dem Übungsplatz wieder mit ihm. Während des Spielens sollte aus einer Entfernung von ca. 50 Metern öfters geschossen werden. So kann er sich endgültig an das Schießen auf dem Übungsplatz gewöhnen. Er verknüpft dann mit dem Schuß nichts Unangenehmes mehr. In der nächsten Übungsstunde legen wir ihn ab- die 2 Meterleine lassen wir ausgezogen vor ihm liegen. Wir stehen Leinenlänge von ihm entfernt. Es wird auch wieder geschossen diesmal etwas näher in ca. 20 Meter Entfernung. Bleibt der Hund liegen, so gehen wir einmal zu ihm, loben und streicheln ihn. Ablagezeit wieder ungefähr 10 Minuten. Nachdem wir ihn wieder abgeholt haben, spielen wir mit ihm. Hat der Hund sich nun langsam wieder an den Schuß gewöhnt, wird er gänzlich ohne Leine abgelegt. Wir entfernen uns immer weiter von ihm. Das nächste Mal kann dann auch am Anfang während der Leinenführigkeit und später bei der Freifolge geschossen werden. So manche Hunde haben bei dieser Art und Weise  die Schussgleichgültigkeit wieder erlangt.

 

Quelle: Ausbildungspraxis in Wort und Bild v.1993Paul Kufner, ist der Altmeister des Hundesports.