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Charakter

 Allgemeines über den Rhodesian Ridgeback Charakter1

Wäre der Rhodesian Ridgeback ein Mensch, würde er als exzentrisch mit einem stets wachen Sinn für Humor charakterisiert. Der echte Rhodesian Ridgeback strahlt eine unanfechtbare Arroganz aus. Beschreibungen wie “agil und geschwind”, “tapfer”, “der mutigste aller Jagdhunde” sind berechtigt. Diese Erfahrungen stammen aus Beobachtungen aus früheren Jagdeinsätzen in Afrika. Diese Eigenschaften sind heute, nach Generationen der Domestizierung, immer noch vorherrschend – sofern man sie nicht durch (V)erziehung unterdrückt. Zwar stehen dem Ridgeback in Europa meist höchstens Kaninchen oder Eichhörnchen als Jagdziele zur Verfügung, trotzdem stellt er auch hier seine ausgeprägte Kombination von Intelligenz, ausgezeichnetem Seh- und Riechvermögen und seiner für einen so großen Hund überraschenden Geschwindigkeit und Wendigkeit unter Beweis. Trotz dieser augenscheinlichen Dynamik und Athletik einerseits ist seine gelassene Ruhe und Selbstbeherrschung andererseits die Stärke des erwachsenen Ridgebacks.

 

Der junge Rhodesian Ridgeback

Der junge, heranwachsende Ridgeback (bis ca. 2-3 Jahre) zeigt eine Tendenz zu Überschwänglichkeit und Ungezogenheit, ja fast Rüpelhaftigkeit, welche den wahren Charakter des erwachsenen Hundes nicht erkennen lässt. In den ersten Monaten ist es für den neuen Ridgeback-Halter wichtig, einfühlsam aber bestimmt seine Dominanz klarzustellen. Der Ridgeback ist sehr stark und nachhaltig durch Umwelteinflüsse und Erziehungsmaßnahmen beeindruckbar und nennt ein geradezu “elefantöses” Gedächtnis sein eigen. Er spricht daher sehr gut auf Konsequenz, Lob und Schmeicheln an, andererseits ist er durch falsche Behandlung oder negative Erlebnisse auch leicht zu verunsichern. Mit einem starken Willen ausgestattet, kann er durch undosierte Härte, nicht verständliche Schärfe und gar Schläge nie unterwürfig gemacht werden; im Gegenteil, er wird bockig und aggressiv. Die besten Ergebnisse bei Erziehung und Training erzielt man durch freundliche Motivation und Geduld; eine scheltende, erhobene Stimme genügt meistens, um die nötige Disziplin zu erreichen. Notfalls tut es ein kräftiger, fixierender Griff in den Nacken oder über den Fang und ein ernster Blick in die Hundeaugen während des Schimpfens.

 

Der Rhodesian Ridgeback als Familienhund

Als Begleiter und Freund hängt der Ridgeback in unwandelbarer Treue und Liebe an seiner Familie, welche Menschen, Haustiere und Hof umfasst. Oft schließt er sich einer Person besonders eng an, der er seine spezielle liebevolle Verbundenheit angedeihen lässt. Es heißt, dass man einen Ridgeback nicht besitzt, sondern von ihm besessen wird. Aus diesem Grund ist er ein hervorragender Wächter und Beschützer seiner Familie.

 

Der Rhodesian Ridgeback als Wächter

Rhodesian Ridgebacks bellen selten ohne Grund und nur gerade so viel, wie nötig ist, um vor Gefahr zu warnen. Diese Eigenschaft, gepaart mit seiner gelassenen Lebenseinstellung, ist trügerisch, denn der scheinbar unbewegliche, faule Hund, der stundenlang – am liebsten auf dem Sofa- oder im Bettschläft, kann sich blitzartig in einen unbestechlichen Beschützer verwandeln. Zeichen für seine Aufmerksamkeit kann eine gehobene Augenbraue oder ein sich bewegendes Ohr (bei geschlossenen Augen) sein. Erst wenn es unbedingt nötig ist, baut er sich hellwach mit aufgestellten Nackenhaaren auf und bellt oder droht knurrend. Oft weist ein Heben des Kopfes, begleitet von einem Knurren, Grollen oder einfach einem Aufblähen der Wangen daraufhin, dass da etwas ist, von dem man zwar Notiz nimmt, das aber keine Gefahr darstellt.

 

Sein Verhalten gegenüber anderen Menschen

Fremden gegenüber verhält er sich reserviert. Bekannte der Familie werden zwar begrüßt, aber eher zurückhaltend behandelt. Eine überschwängliche, ungestüme Begrüßung wird nur den “Lieblingsleuten” zuteil, wobei ein Ridgeback einen Freund nie vergisst, auch nicht nach jahrelanger Trennung.

 

Der Rhodesian Ridgeback und Kinder

Seine Haltung gegenüber Kindern ist sehr unterschiedlich. Wie bei jedem Hund kommt es hierbei sehr auf die Erfahrungen in seiner Welpen- und Jugendzeit an. Hat er wenig oder schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht, ist er ihnen gegenüber gleichgültig oder auch ausweichend. Hat er Kinder schon früh kennen gelernt und verbindet positive Erlebnisse mit ihnen, reagiert er bisweilen mit aufdringlicher Zuneigung. Sind Kinder und Hunde zusammen, muss grundsätzlich ein Erwachsener anwesend sein, um die Kinder im Umgang mit dem Hund anzuleiten und ihnen das Verhalten des Hundes zu erklären. Erst ältere Kinder, die im Umgang mit Hunden erfahren sind, darf man mit einem Hund, der ebenfalls erfahren mit Kindern ist, auch mal allein lassen. Die Verantwortung trägt immer der Erwachsene. Gefahr von einem Ridgeback droht eher von seiner Größe und seiner Kraft, die er im ausgelassenen Spiel mit Menschen (Kindern oder Erwachsenen) nicht immer unter Kontrolle hat. Ein Ridgeback (wie jeder Hund) sollte nicht als Spielzeug betrachtet werden, sondern muss als vollwertige, selbständige Persönlichkeit mit eigenen Rechten respektiert werden.

 

Bewegungsbedürfnis des Rhodesian Ridgebacks

Von Natur aus ein eher bequemer Kerl, wird ein Ridgeback nie mehr Energie aufbringen als unbedingt nötig ist, um sein Ziel zu erreichen. Er genießt es direkt, Zeit zu vertrödeln und zu faulenzen. Aus diesem Grund ist es Wichtig, ihm auf ausgedehnten Wanderungen Bewegung zu verschaffen, von selbst tut er es nicht, auch nicht in einem riesigen Garten! Ist er aber dann unterwegs, und der Spaziergang ist interessant, dann ist er voll bei der Sache. Während dieser täglichen Spaziergänge sollte er mit anderen Hunden spielen können. Vielleicht lässt er sich – in echtem Ridgeback-Stil – auch einmal zu einer dominanten Geste hinreißen. Zum Kampf kommt es aber selten, denn normalerweise weicht er Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten lieber aus. Anpöbelungen von anderen Hunden werden im allgemeinen nicht toleriert. Der Ridgeback setzt dabei gerade so viel Anstrengung ein wie nötig ist, um seine Selbstachtung zu wahren.

 

 Ausbildung und Sport mit dem Ridgeback

Wenn er will, kann der Rhodesian Ridgeback seine hohe Intelligenz hinter einer Maske von scheinbarer Dummheit, Begriffsstutzigkeit, Sturheit und Ungeschicklichkeit verbergen , sehr zum Ärger oder zur Belustigung seiner Familie. Daher endet das Training mit einem Ridgeback,  sei es Unterordnung oder Ringtraining , oft in Frustration und man muss Zugeständnisse an seinen starken Willen, seine Durchsetzungskraft, seine Persönlichkeit und sein Talent, die Dinge auf seine eigene Art zu erledigen, machen. Ein Beispiel: Wiederholtes Wegwerfen eines Gegenstandes mit der Aufforderung, ihn wieder zu bringen, führt den Hund zur Ansicht, dass etwas, das man dauernd wegwirft, wohl nicht mehr gebraucht wird. Fazit: Nach dem 2. Mal lässt er ihn liegen und läuft desinteressiert davon! Wenn ein Ausbilder nicht viel Geduld, Motivation und Einfühlungsvermögen aufwendet und ihm den Sinn der verlangten Aufgabe nicht klar machen kann, wird ein Ridgeback immer versuchen, den Weg des geringsten Widerstandes und des kleinsten Aufwandes einzuschlagen.

 

 Ausstellungen mit dem Rhodesian Ridgeback

Im Ausstellungsring nimmt der Ridgeback – im Gegensatz zu vielen anderen Rassen – oft eine gelangweilte, fast lethargische Pose ein und es braucht viel Können, dies zu verbergen. Kaum aus dem Ring entlassen wird er mit höchster Begeisterung und Geschwindigkeit freudig hochspringen und toben.

 

Fazit zum Rhodesian Ridgeback

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich der Ridgeback mit viel Humor und Persönlichkeit gelassen und willig in seine Umwelt einfügen lässt. Er reagiert rasch und perfekt auf alles, was man von ihm wünscht,  aber nur, wenn es ihm genehm ist und wenn er einen Sinn dahinter sieht. Trotz des gegenteiligen Anscheins ist er ein ständig aufmerksamer, intelligenter und treuer Hund. Er verbirgt seine (stürmische) Zuneigung nicht und ist stets für seine Familie und zu deren Schutz bereit.

 

 

Einen herzlichen Dank an den britischen Rhodesian Ridgeback Züchter Alex Dixon 

1 Quelle: Alex Dixon (2008) / GB